Entscheidungen treffen sich nicht von selbst
Die letzten Tage waren anstrengend. Entscheidungen treffen ist nie schön, vor allem nicht, wenn es wichtige sind... 😉
Vom 17.4. bis zum 21. 4 ist von meiner ATCC Trainer-Ausbildung "Konstruktive Konfliktbearbeitung und Transkulturelles Lernen" ein Seminar in Brixen. Mein Plan war, mit dem Rennrad hinzufahren - auf drei Tage gestaffelt (120, 120, 80). Ich hab mir das gut überlegt, bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich das schaffen kann - mehr gab's da nicht zu überlegen. Organisatorisch hätte das auch alles geklappt - kein Problem. Also habe ich mir die Route ausgesucht, bei Hotels nachgefragt und mir alles irgendwie zurecht gelegt.
Mein Vater hat mir dann geschrieben, was er dazu denkt. Er hat auch gedacht, dass ich das schaffen kann, die Frage war nur, wie sinnvoll das in den Trainingsplan passt - und ob mein Körper so eine extrem Belastung schon mehr oder weniger übersteht. Das Ergebnis: Es macht keinen Sinn. Auf biegen und brechen versuchen lange Strecken zu fahren, während ich hier immer nur konstant kleine Runden fahre macht nun mal einfach keinen Sinn. Leider. Ist aber so.
Es ist gar nicht so einfach, das ganze "objektiv" zu betrachten. Egal wie sinnvoll es ist, ein Teufel sitzt mir immer auf der Schulter und sagt: "Du hast gekniffen. Eigentlich kannst du es ja gar nicht. Herzlichen Glückwunsch, endlich hast du eine Ausrede gefunden"
Puuuuh, das demoralisiert ganz schön.
Und das wo ich doch am Sonntag so tolle Erfahrungen gemacht hatte 😅. Nachdem die Runde am Samstag so miserabel gelaufen war, hatte ich mir fest vorgenommen mich von dem Wind nicht mehr beeindrucken zu lassen. Hat ganz gut geklappt, weder meine Laune noch meine Motivation haben darunter gelitten, obwohl es am Morgen sehr!! windig war. Eine schöne Heimfahrt am Abend hat das abgerundet.
Die Fahrt heute war relativ unspektakulär, was nur wirklich witzig ist, ist die Tatsache, dass es manche Autofahrer tatsächlich schaffen, eine Rennradfahrerin auszubremsen 😂...ohne Worte...
PS: Morgen besuche ich den Vereinsabend beim RC Herpersdorf... Vielleicht wird es ja diesmal etwas mit dem Rennrad fahren im Verein... 😊
Liebe Sophie: alles richtig gemacht. Die Stimme auf der Schulter fährt immer mit. Egal wohin und egal was du tust. Aber Du bist ihr nicht schutzlos ausgeliefert. Denn die Stimme sagt auch ganz sinnvolle Dinge, die Du nur nicht hören möchtest. Es ist das alte Spiel von den zwei Seiten einer Medaille. Von Ying und Yang. Von dem, wie alles in uns zusammen gehört.
AntwortenLöschenEs gibt gerade im Ausdauersport schon auch die Moment, in denen man und frau dem Schweinehund auf der Schulter einfach sagt: "Klappe jetzt. Halts Maul oder verschwinde !". Und dann machst Du deinen Stiefel weiter und ziehst es durch. Manchmal darf man ihm /darfst Du ihr auch die "Fresse stopfen" und das tut gut.
Hier aber bist Du an einem anderen Punkt. Du bist nicht am Timmelsjoch und es gibt nicht nur zwei Möglichkeiten. Du bist am Anfang deiner Saison, und Du hast unendlich viele Möglichkeiten. Jetzt abzuwägen gehört zu den großen Herausforderungen - und zu deiner großartigen Leistung, die Du jetzt vollbracht hast (Gruß an die Schulter). Denn mit Brixen hattest Du zwei ganz wichtige und positive Elemente auf deiner Seite: eine gute Idee und eine realistische dazu. Zwei extrem wichtige Faktoren, die fast schon die ganze Miete für ein gutes Gelingen sind. Deswegen bin ich mir auch sicher, dass Du es geschafft hättest. Nur darum geht es nicht. Es geht nicht darum, ob Du es schaffst. Es geht darum, ob es JETZT für deinen Ötzi sinnvoll ist. Und das ist der ZEITPUNKT nicht. Leider passiert das auch bei bester Vorbereitung von großen Aktionen immer wieder: das Gefühl zu haben, zum falschen Zeitpunkt mit dem falschen Material am falschen Ort das Falsche zu tun. Und im worst-case wäre das genau so gekommen.
Jetzt hast Du eine Entscheidung für dich getroffen. Das war nicht leicht. Es war eine große Entscheidung, die viele nicht geschafft hätten. Sag das deiner Schulter.
Oder wie sagte sinngemäß Reinhold Messner: "Ich bin an mehr Bergen wieder umgedreht als dessen Gipfel ich erreicht habe".
Glückwunsch, Große !
PS: wenn Du mehr Kilometer im Sack hast, dann fährst Du nach Brixen. Oder an den Gardasee, oder , oder. Kurzurlaub, was immer. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Danke, dass Du mir so mit Ratschlägen und Gedanken aller Art zur Seite stehst. Wirklich. ich bin Dir unendlich dankbar dafür. Ich hab ja bereits letztes Jahr beim Ötzi gelernt, wie sinnvoll scheitern manchmal ist. Aber auch nicht immer :)
LöschenNein, ich bin jetzt! im Reinen mit meiner Entscheidung. Das wird sich auch nicht mehr ändern :)